Unterwegs: Lesen im Urlaub

 

Oder auch: wie ich es vermied, im Urlaub zu lesen und dennoch eine kleine Lesereise unternommen habe. Kommt euch das bekannt vor? Der Koffer ist gerade gepackt und plötzlich fragt man sich, ob man nicht doch noch das eine oder andere Buch mitnehmen sollte. Immerhin ist man mit dem Buch, das man gerade liest, schon fast durch! Nicht, dass man auf einmal im Urlaub nichts mehr zu lesen hat! Also packt man das neue Buch dann doch noch in den Koffer, freut sich zwar auf die bevorstehenden Leseaugenblicke, doch ärgert man sich über das zusätzliche Gewicht und den Platz, den das Buch wegnimmt. Im Urlaub dann die Pleite: man ist nicht eine Seite weitergekommen und hat die Bücher umsonst mitgeschleppt. Mir erging es auf meinem Trip nach Wien ähnlich. Wie ich dennoch die Bücher nicht aus dem Kopf bekam, erfahrt ihr in meinem heutigen Beitrag.





Einer der Gründe dafür, wieso es in den letzten Wochen hier auf meinem Blog so still war, war mein Urlaub. Zum einen ging es für mich am vergangenen Wochenende auf die Ring*Con nach Bonn, zum anderen war ich für fünf Tage in Wien, um dort mit meiner Freundin Magda eine Freundin zu besuchen und um die Stadt zu erkunden. Natürlich durfte „Saphirblau“ von Kerstin Gier in meinem Handgepäck nicht fehlen! Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch um die 150 - 200 Seiten zu lesen. Als ich meine Tasche packte, befürchtete ich schon fast, dass ich während des Urlaubs nichts mehr zu lesen haben würde, weshalb ich mich mit der Frage quälte, ob ich nicht zusätzlich den dritten Band der Reihe einpacken sollte. Das Problem löste sich von allein, denn wir reisten nur mit Handgepäck und da war ein dicker Schinken wie „Smaragdgrün“ eher zu viel des Guten. Ein Glück, denn im Endeffekt kam ich überhaupt nicht dazu, den zweiten Band weiterzulesen.
Schon im Flugzeug beschäftigte mich die Frage danach, ob ich mein Buch aufschlagen sollte. Ich leide an Flugangst, weswegen ich mich sowieso nicht allzu sehr konzentrieren konnte, sobald ich meinen Platz eingenommen hatte. Erst nachdem wir in der Luft waren und ich etwas durchgeatmet hatte, konnte ich mich einem Kapitel meines Buches widmen. Weiter kam ich auch nicht, da dann schon die Landung anstand.

In Wien angekommen, mussten wir bei der lieben Susi, die für fünf Tage unser Mutti-Ersatz war, wie wir spaßeshalber sagten, erst einmal eine Runde Schlaf nachholen. Anschließend ging es direkt in die Innenstadt und abends vergnügten wir uns mit Disney-Filmen und einem leckeren Radler auf der Couch. Nichts da mit einer nächtlichen Leserunde vor dem Einschlafen.
So erging es mir auch die nächsten Tage. Wir standen einigermaßen früh (wenn man 9 Uhr als früh bezeichnet) auf, unternahmen Ausflüge nach Prater, Schloss Schönbrunn, besuchten Museen und machten Shoppingtouren durch die Innenstadt. Abends waren wir meist so kaputt, dass wir nur noch zu Filmeabenden fähig waren. Wo bleibt da die Zeit, um nach dem Buch zu greifen? 

Insbesondere auf Städtetrips fällt mir immer wieder auf, wie wenig man zum Lesen kommt. Den ganzen Tag ist man unterwegs, häufig schon früh morgens und abends fällt man nur noch müde ins Bett. Beim Strand- oder Hotelurlaub ist das schon etwas ganz anderes. Da hat man genug Zeit, um die Seele baumeln zu lassen und ein wenig zu schmökern. Im Vergleich zu meiner Romreise vor über fünf Jahren ist mir das besonders aufgefallen. Ich war mit meiner Familie in einem schönen Ferienhaus außerhalb der Stadt und konnte um die vier Bücher lesen, während ich am Pool lag oder mir in der Gartenanlage die Sonne auf den Bauch scheinen ließ. Hätten wir jeden Tag einen Ausflug gemacht, wäre mir das auch nicht möglich gewesen. Vielleicht verbinde ich Urlaub gerade wegen dieser Erinnerung immer mit dem Lesen. Sobald ich den Koffer packe, egal wohin es geht, frage ich mich sogleich, wie viele Bücher ich einpacken sollte. 

Mir ging diese Frage, wie unterschiedlich das Leseverhalten im Urlaub sein kann, nach der Wien-Reise einfach nicht mehr aus dem Kopf. Natürlich hatte ich mich geärgert, dass ich für die wenigen Kapitel, die ich auf dem Hin- und Rückflug lesen konnte, extra mein schweres Buch eingepackt hatte. Wieso machte ich es mir überhaupt so kompliziert? Konnte ich es vorher nicht ahnen, dass ich nicht zum Lesen kommen würde? Das konnte ich nicht, denn man weiß ja nie so recht, was einem im Urlaub widerfährt.

Aber auch wenn ich nicht aktiv lesen konnte, begegneten mir die Bücher in Wien täglich. Schon an unserem ersten Tag verirrte ich mich in zahlreiche Buchläden. Ich fand sogar ein wunderschönes Antiquariat - wer meinen Bücher-Blogger-Tag verfolgt hat, der weiß, dass ich nicht aus einem Antiquariat gehen kann, ohne etwas zu kaufen. Ich hatte das Glück ein Buch aus der Cornelia Funke-Reihe zu ergattern, das ich bisher noch nicht besaß ("Cornelia Funke erzählt von Bücherfressern, Dachbodengespenstern und anderen Helden", Loewe Verlag 2004). Am gleichen Tag erhielt ich von meinem Vater übrigens auch eine Nachricht, in der er mir mitteilte, dass mein Exlibris von Cornelia Funke Zuhause angekommen war.
Sogar bei unserem Ausflug nach Schönbrunn kamen mir immer wieder Buch-Referenzen in die Quere. Ob wir nun Maze Runner-mäßig einen Ausgang im Irrgarten suchten oder die römischen Statuen begutachteten, die mich sehr an das Camp Jupiter aus Helden des Olymp erinnerten. Auch der Poseidon-Brunnen ließ mich kurzweilig an Percy Jackson denken. Als wir die Universität von Wien besuchten, fühlte ich mich sogar nach Hogwarts versetzt. Die wunderschönen Treppen und die traumhafte Architektur trugen Schuld daran. Bei unserem Ausflug nach Schloss Belvedere kamen mir dagegen Gwendolyn und Gideon auf dem Weg zum großen Ball in den Sinn. Ich konnte es einfach nicht lassen. Obwohl ich selbst nicht zum Lesen kam, die vielen Buch-Referenzen, die mir begegneten, machten für mich schon beinahe eine Lesereise aus dem Wien-Trip. Da war es dann gar nicht mehr so schlimm, dass mein Buch die Reise über hauptsächlich zugeklappt blieb.

Für mein Wochenende auf der Ring*Con habe ich übrigens dazugelernt und meine Bücher direkt Zuhause gelassen. Doch da wusste ich ja gleich, dass mir noch genügend Buchcharaktere und -referenzen über den Weg laufen würden.

Wie ergeht es euch im Urlaub? Nehmt ihr auch immer so viele Bücher mit? Kommt ihr überhaupt zum Lesen?



 

 photos taken by liberiarium and Magda, edited by liberiarium

4 Kommentare:

  1. Das kommt drauf an. Einen Urlaub ohne Buch ist für mich einfach unmöglich - seit einigen Jahren fahren wir nur ein paar Tage mit dem Schiff, um die 10 Tage, also nicht viel.
    Mir geht es ziemlich wie dir. Urlaub verbinde ich mit lesen. Wenn ich im Ausland bin, hab ich keine Lust, mich an das Internet zu hängen, also bleibt der Laptop mal direkt zuhause und ich hab dann nur meine Bücher. Und in der Zeit schaffe ich es dann auch, richtig viel zu lesen. Sollten wir zehn Tage weg sein - Tina packt Bücher ein, damit ich auf jedenfall auf 1000 Seiten insgesamt komme, da ich auf jedenfall im Urlaub mindestens 100 Seiten lese. Das ist dann auch ein bisschen Gewicht, aber es lohnt sich.
    Ich hatte dir ja schon geschrieben, dass ich sonst nur im Zug auf dem Weg zur Uni zum lesen komme und da beschäftige ich mich weitestgehend mit Uni-Lektüre oder Büchern, die mir dabei begegnen und die wichtig "wären". Im Urlaub lasse ich das und genieße es in vollen Zügen. Als wir letztens 15 Tage in Portugal gewesen waren, hatte ich drei große Bücher dabei und eigentlich kamen da mehr als 1500 Seiten zusammen. Am Ende war mir der Lesestoff ausgegangen, das war sehr ärgerlich. Glücklicherweise hatte Papa auf seinem Kindle noch was interessantes drauf, ne Kurzgeschichte von Edgar Ellen Poe x)
    Bei den Schiffsreisen sind wir auch oft am nächsten Tag in einer anderen Stadt, weshalb dann nen Ausflug gemacht wird - meistens aber nur einen halben Tag, weil ein ganzer echt sehr lange werden kann. Ich lese dann meist nach dem Ausflug und noch abends meine Seiten :)
    Das sind wirklich die besten Zeiten. Ich dürfte nur noch in Urlaub fahren und ich bekäme endlich alle Bücher zu lesen, die bei mir noch auf der Must-Read Liste stehen x)

    Aber ich denke mit Freunden unterwegs sein, so eine Städtetour zu machen, ist was anderes. Da sind dann mehr Leute um einen herum, da käme ich auch nicht zum lesen. Sich dann zu verziehen und nichts zu sehen, ist in meinen Augen der falsche Weg. Wenn ich schonmal da bin, sehe ich es mir auch an. Dann muss ein Buch auch mal warten x)

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    1. Über das Gewicht der Bücher mache ich mir auch eher weniger Sorgen. Die Hauptsache ist, ich habe Spaß beim Lesen und schaffe viel. Aber klar, wenn man natürlich einen Städtetrip macht, dann ist das schon etwas schwieriger, als auf einer Schiffsreise (das klingt übrigens richtig schön entspannend und angenehm!).
      Und wenn der Lesestoff ausgeht, dann ärgert man sich so richtig! Das kann ich absolut nachvollziehen - weswegen ich meist so viele Bücher mitschleppe, dass ich gar nicht alles schaffen kann ;D Da hattest du wirklich Glück, dass der Papa aushelfen konnte (und dann auch noch mit Poe!).
      Danke für deinen Kommentar, ich habe mich total über deine Meinung und deine Geschichte gefreut! :)

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  2. Ich nehme mir auf Städtereisen meistens irgendetwas Kleines mit, wie einen Klassiker in handlicher Reclam Ausgabe, den ich schon immer mal lesen wollte und der gut in mein Handgepäck passt. Etwas, das nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt und mich nicht ablenkt, weil ich immerzu an die Geschichte denken muss anstatt die Kirche vor mir zu bewundern.
    Wenn es aber um einen Erholungsurlaub geht, wie ein Besuch im All inclusive Hotel oder eine Woche am niederländischen Meer, nehme ich definitiv mehrere Schinken mit, denn für mich bedeutet Entspannung zu Lesen und wann hat man schon mal so viel ungestörte Zeit, wie im Urlaub? Leider kommt diese Einstellung gerade bei Gruppenreisen nicht so an, wenn alle abends gerne Brettspiele spielen würden und ihnen der sechste Mann/die sechste Frau fehlt, weil sie sich lieber im Zimmer verbarrikadiert und liest :D

    Liebe Grüße,
    Susanne

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    1. Hallo Susanne!

      Das stimmt vollkommen, im Entspannungsurlaub hat man ja mal richtig Zeit, um die Seele baumeln zu lassen und einen dicken Schinken zu lesen :) Dass du auf Städtetrips eher zu kleinen Werken greifst, verstehe ich auch vollkommen - ist ja lediglich praktisch.

      Oh, ja, wenn man in einer Gruppe reist, dann ist das mit dem Lesen natürlich doppelt so schwer :D

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