Rezension: Die Verratenen


Mal eben noch schnell etwas von Ursula Poznanski lesen, bevor es zu ihrer Lesung gehen sollte - das dachte ich mir, als ich mir Die Verratenen aus dem Bücherregal meines Bruders griff und ahnte nicht, dass ich mich kopfüber in eine hervorragende Trilogie stürzte. Im ersten Band der Reihe geht es um Manipulation, Spionage und dem Entrinnen eines futuristischen Regimes. Was euch in Die Verratenen erwartet, erfahrt ihr in meiner Rezension.






Ria ist Teil eines futuristischen Regimes, dem sie mit ihren besonderen Fähigkeiten und ihrer Intelligenz dient. Sie gehört zu den wenigen Hochbegabten Studenten ihrer Einheit und weiß, dass sie gemeinsam mit ihrem Freund nach ihrem Studium ganz groß rauskommen wird. Wäre da nicht das Spiel, das jemand mit ihr zu spielen scheint. Ria wird verraten und mit einem Mal hat sich ihre Welt um hundertachtzig Grad gedreht. Sie befindet sich auf der Flucht von dem System, das ihr jahrelang Sicherheit und Schutz geboten hat. Weder weiß die junge Frau wohin sie gehen soll, noch was geschehen ist. Außerhalb der Mauern muss sie in einer kahlen Landschaft überleben, denn schon lange gibt es in Rias Welt keine florierende Ökokultur mehr. Sie ist froh, dass wenigstens ein paar andere Studenten mit ihr gemeinsam unterwegs sind, doch auch unter ihnen wächst die Saat der Zwietracht. Was will das Regime von Ria und wohin soll sie flüchten?





Hört man Jugendbuch und Dystopie in einem Satz, so verdrehen viele Leser bereits die Augen, doch Die Verratenen, der erste Teil der Ria-Trilogie ist anders. Nicht nur in seiner Themenvielfalt ist der Roman in keinem Fall ein Abklatsch, auch die Charaktervielschicht ist herausragend. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass Poznanski mit dem Auftakt ihrer Trilogie unter anderem für den Buchliebling 2013 oder die Segeberger Feder 2013 nominiert wurde.

Schon auf den ersten Seiten wird man in eine Welt geworfen, die man erst einmal verstehen muss. Alles scheint steril und hochtechnisch. Die Menschen leben in großen Gebäuden, die sie nicht verlassen und werden Tag und Nacht über ihre körperlichen Funktionen mittels eines Geräts, das sie am Handgelenk tragen, benachrichtigt. Familien scheint es nicht zu geben. Die Frage danach, wieso die Leute nicht einfach aus der Kuppel spazieren beantwortet Ria mit der simplen Aussage, dass die Sonne nicht scheint und das Leben draußen durch wilde Clans gefährlich ist. Poznanski hat mich in eine Welt genommen, die beängstigend ist und doch realistisch erscheint.

Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein, weswegen man schnell mit den Figuren warm wird, obwohl es so viele von ihnen gibt. Die Studenten, mit denen Ria auf der Flucht ist, differenzieren sich insbesondere durch ihr universitäres Fachgebiet. Der eine ist ein Künstler, die andere Botanikerin. Dass es innerhalb der Einheiten keine echte Natur gibt, wie wir sie kennen, führt dazu, dass die Forschung zu einem relevanten Thema wird. Die Jugendlichen beschäftigen sich damit, wie man künstliche Pflanzen herstellt oder Papier ohne die Abholzung von Bäumen herstellt. Dadurch, dass ihre Fachgebiete so stark voneinander abweichen, sind auch die Persönlichkeiten der Figuren nicht miteinander zu vergleichen. Man vertraut als Leser so niemandem richtig, denn egal wie sympathisch ein Charakter erscheint, man grübelt im gleichen Moment, ob die Figur nicht etwas verbirgt.

Bis zur letzten Seite blieb der Spannungsfaktor erhalten, was meinen Lesefluss unheimlich positiv beeinflusst hat. Das Schöne an Die Verratenen ist auch, dass sich die Genres mischen. Man findet Fantasy-Elemente, die sich mit dem Thriller-Genre verbünden und hat in einem dystopischen Setting trotzallem die ganze Zeit das Gefühl, man ist inmitten einer Krimi-Geschichte.






Manchmal sind die vielen technischen Dinge und die Regeln dieser Welt etwas fremd, weshalb ich mich an wenigen Stellen etwas verloren fühlte. Diese Lücken wurden jedoch schnell von der fesselnden Thematik und der Spannungsreichen Szenen wettgemacht. Ich war wirklich überrascht, dass mich der erste Teil der Trilogie so gut unterhalten (und teilweise auch beängstigt) hat. Überwachung ist ein prägnanter und stetig präsenter Aspekt in Die Verratenen, sodass man während des Lesens nicht selten selbst ein wenig paranoid wird. Die Einblicke in die Welt des Regimes und die Wildnis sind erschreckend und gleichzeitig sehr schön, denn hier wird klar, was Naturkatastrophen alles anrichten könnten. Mir gefiel der Auftakt der Reihe wirklich gut und ich möchte auf jeden Fall auch noch die anderen Bände lesen, weshalb ich gar nicht anders konnte, als Die Verratenen fünf von fünf Lesebrillen zu geben.

  





Titel: Die Verratenen
Autorin: Ursula Poznanski
Verlag: Loewe
ISBN: 978-3-7855-7546-8
Preis: 18,95€
Sonstiges: Hardcover, 464 Seiten


Die genannten Details sind der Verlagswebsite von Loewe entnommen.



4 Kommentare:

  1. Schön, dass es dir so gut gefallen hat ♥ Die Fortsetzungen sind noch besser, finde ich :D

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  2. Hört sich wirklich toll an! Muss gleich auf die Wunschliste! ♥

    ♥ liche Grüße

    Lenchen vom Testereiwahnsinn

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    1. Das freut mich, dass meine Rezension dich überzeugen konnte, das Buch auf deine Wunschliste zu packen :)

      Viel Spaß beim Lesen!

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