Rezension: Sieben Minuten nach Mitternacht


Heute möchte ich euch die Buchverfilmung Sieben Minuten nach Mitternacht vorstellen. Der Film handelt von dem Jungen Conor, der kein leichtes Leben führt und dann auch noch plötzlich von einem Monster Besuch erhält. Wie mir der gefühlvolle und auch düstere Film gefallen hat, der heute in die Kinos kommt, erfahrt ihr heute auf meinem Blog.


Der zwölfjährige Conor hat es wirklich nicht leicht: in der Schule wird er von den Älteren täglich geärgert und auch Zuhause läuft alles schief. Seine Mutter ist schwerkrank, weshalb Conor sich nahezu eigenständig um den Haushalt kümmert. Das kann seine strenge Großmutter jedoch nicht befürworten, weswegen sie es für das Beste hält, wenn Conor zu ihr zieht. Nachts plagen ihn Albträume und eines Abends, um sieben nach Mitternacht, erwacht der Baum vor seinem Fenster zum Leben. Conor weiß nicht, ob das Monster nur Traum oder Realität ist, doch er lauscht den Geschichten, die es ihm erzählt. Doch mit jedem Tag muss sich Conor der Wahrheit ein Stück mehr beugen, die er zutiefst verleugnet.

Ich habe von der Verfilmung von Sieben Minuten nach Mitternacht von Patty aka Das Bücherchamäleon und von Simone aka Leselurch erfahren. Gemeinsam durften wir der Pressevorführung beiwohnen. Simone hat mir schon oft von dem Buch vorgeschwärmt, das ich leider bisher noch nicht lesen konnte – aber ich kann es kaum erwarten, den Titel irgendwann in den Händen zu halten.

Die Idee für die Geschichte liegt Siobhan Dowd zugrunde, die jedoch während des Schreibprozesses dem Krebs erlag. Der Verlag ging daraufhin auf Patrick Ness zu, der zwar erst zögerte, das Projekt dann aber fortsetzte. Fans des Romans werden bestimmt gerne hören, dass Patrick Ness auch das Drehbuch geschrieben hat. Der Regisseur Bayona war so begeistert von dem Titel, dass er ihn für die große Leinwand umsetzte. Er sah in Sieben Minuten nach Mitternacht bereits ihm bekannte Themen, die sich auch in seinen früheren Werken (wie beispielsweise in dem Horror-Drama Das Waisenhaus) widerspiegelten. Der Film sollte möglichst originalgetreu sein, um der Romanvorlage gerecht zu werden, doch das Filmteam wünschte sich auch, die eigene Vision umzusetzen.

Mit einem Stab an hochkarätigen Schauspielern wie Signourney Weaver und Felicity Jones konnte eigentlich nichts schiefgehen. Die beiden Frauen spielen Mutter und Tochter und bereiteten sich gemeinsam im Gespräch auf die Rollen vor, um über das Familienleben ihrer Figuren zu sprechen. Vor allem Felicity Jones versuchte, das Krankheitsbild von Conors Mutter realistisch darzustellen, weshalb sie einen Onkologen aufsuchte und sich mit an Krebs erkrankten Frauen austauschte. Ich finde, Jones hat einen grandiosen Job geleistet und ich fühlte immer wieder, wie sehr mich die Krankheit von Conors Mutter mitnahm und betrübte.
Dass aber ganz klar Lewis MacDougall im Vordergrund der Geschichte steht, merkt man auch an seiner schauspielerischen Leistung. Er schafft es, die Zerrissenheit von Conor darzustellen: er ist auf der einen Seite natürlich noch ein Kind, das ganz normal zur Schule geht und sich in seiner Freizeit mit dem Zeichnen beschäftigt. Andererseits muss Conor schon früh lernen, dass er der Erwachsene im Haus ist, denn seine Mutter kann sich aufgrund ihrer Krankheit kaum noch um diese Dinge kümmern. Als Zuschauer hatte ich oft Mitleid mit Conor, der an der Grenze seiner Kindheit steht.

Besonders beeindruckt war ich auch von dem Monster, das Conor nächtlich besucht. Ich hatte anfänglich ein wenig Angst, dass eine übermäßig teure CGI-Interpretation des Monsters dem Film die Ästhetik nimmt und war daher beeindruckt, dass am Set ein animatronisches Monster geschaffen wurde. Es sollte möglichst nah an den Zeichnungen von Jim Kay aus der Romanverfolge sein, der Schauspieler Liam Neeson gibt ihm dann schließlich zusätzlich eine besondere Note. Daher kann ich auch nur empfehlen, den Film im Original zu sehen, um in den vollen Genuss von Neesons Stimmakrobatik zu gelangen.

Der Film schwankt zwischen realen Geschehnissen und fiktiven Fantasiegeschichten, die das Monster Conor erzählt. Gerade die kurzen Fabeln waren wunderschön illustriert und erinnerten mich zeitweise vom Szenenbild her ein wenig an die Geschichte der drei Brüder in Harry Potter und die Heiligtümer des Todes . Die Szenenbilder hat allerdings Eugenio Caballero übernommen, der schon für Pans Labyrinth arbeitete und dessen Ästhetik durchaus auch in Sieben Minuten nach Mitternacht wiederzuerkennen ist.
Kunst ist ein wichtiger Aspekt im Film, nicht nur, weil Conor gerne zeichnet. Sie kann helfen, traumatische Ereignisse besser zu verarbeiten. Und mit tragischen Geschehnissen kennt sich Conor zwar mittlerweile aus, doch er hat Schwierigkeiten, mit ebendiesen umzugehen. Auf diese Weise ist der Film sehr emotional und nicht gerade leicht zu verarbeiten. Das sorgte dafür, dass ich noch tagelang über Sieben Minuten nach Mitternacht nachdachte.

Die Musik von Fernando Velázquez untermalt vor allem die Dramaturgie. Im Score Soundtrack finden sich weniger ruhige Stücke, was mir aber tatsächlich erst auffiel, als ich in den Original Motion Picture Soundtrack hinein hörte. Vor allem der Main Title gefällt mir sehr gut, weswegen der Track eine Zeit lang bei mir in der Dauerschleife lief.


Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein spannendes und gefühlvolles Filmerlebnis. Man wird auf die Reise von Conor mitgenommen, fühlt mit ihm mit und denkt noch über den Film hinaus tagelang an die Last, die der Zwölfjährige auf den Schultern trägt. Die realen Ereignisse werden von ästhetisch wunderschönen Szenenbildern einer vom Monster erzählten Geschichte unterbrochen – und man findet sozusagen mehrere Geschichten in einer vor. Das Ende des Films hat mich nicht nur berührt, ich habe regelrecht Tränen vergossen. Sieben Minuten nach Mitternacht ist so nah, so echt und zeigt das aufgewirbelte Innenleben eines erschütterten und wütenden Kindes. Ich vergebe fünf von fünf Lesebrillen an Sieben Minuten nach Mitternacht.


Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht
Regie: J. A. Bayona
Story: Patrick Ness & Siobhan Dowd
FSK: Ab 12 Jahren
Sonstiges: 108 Minuten Laufzeit



Die genannten Details sind dem Presseserver von Studiocanal entnommen.


Originaltitel: A Monster Calls / Genre: Drama / FSK: Freigegeben ab 12 Jahren / Kinostart: 04.05.2017
Regie: J. A. Bayona/ Drehbuch: Patrick Ness 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.