Fandom-Kolumne: Warum Fandoms wichtig sind


In meinem heutigen Artikel möchte ich mit euch über etwas sprechen, das mir viel bedeutet: Fandoms. Ich bin selbst Fan vieler Bücher, Filme oder Serien und bezeichne mich selbst als ein „Fangirl Number One“. Ob Star Wars, Harry Potter oder The Hunger Games, ich liebe sie alle. Sie sind ein Teil von mir, wie meine Arme und Beine und meine Gedanken. Und deshalb erzähle ich in diesem Beitrag, wieso Fandoms mir persönlich so wichtig sind.


Durch Zufall entdeckte ich einen Facebook-Post auf meinem Dashboard, der mich zum Nachdenken anregte. In einem Video der Facebook-Seite „Star Wars Addicts“ sieht eine Frau zum ersten Mal das Ende von „Rogue One: A Star Wars Story“. Ungläubig schlägt sie die Hände vor ihr Gesicht und vergießt Tränen, als nicht nur Darth Vader, sondern auch Leia Organa im Film zu sehen sind. Ich fühlte sofort mit ihr und suchte gleich das nächste Paket Taschentücher. Die Emotionen, die dieses Video mir vermittelten, rührten mich. Obwohl die Frau aus dem Video eine Fremde ist, verstand ich sofort, wie sie sich fühlte, weil es mir damals im Kino gar nicht anders ergangen war. Wir weinen, lachen und freuen uns gemeinsam, denn Fandoms haben die Kraft, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen.
Dass man sich gut verstehen kann, ohne sich wirklich zu kennen, wenn man einem Fandom angehört, habe ich schon oft erlebt. Das beste Beispiel hierfür sind wohl Conventions. Auf jenen Veranstaltungen treffen Fans aus der ganzen Welt an einem Ort aufeinander. Sie sind einander fremd, doch gleichzeitig durch ihr Fandom verbunden. So geschieht es nicht selten, dass wir in Kontakt kommen, wenn wir ein Kostüm oder ein Fan-Shirt tragen, im Panel nebeneinander sitzen oder auf den Fan-Partys gemeinsam an der Bar warten. Wir tauschen Nummern oder Internet-Kontaktdaten aus, ohne je zu wissen, was der oder die andere beruflich macht oder wie alt der beziehungsweise diejenige ist. Und das ist auch nicht wichtig, denn vielmehr versteht man sich, weil man eine Leidenschaft miteinander teilt.


Fandoms haben aber nicht nur die Macht, Menschen zu verbinden, sie können auch kathartisch wirken. Im besten Fall lösen die Filme, Bücher oder Serien, die wir konsumieren, etwas in uns aus. Ob wir uns nun über eine schlechte Story aufregen oder ein neues Herzensfandom gefunden haben spielt dabei keine Rolle. Es sind die Gefühle, die die Geschichten in uns wecken, die zählen. Auf diese Weise konnte ich unmittelbar nachvollziehen, wieso die Frau aus dem Video plötzlich vollkommen überreagiert. Zwischen „Star Wars: Episode IV - A New Hope“ und „Rogue One: A Star Wars Story“ liegen 39 Jahre. Nicht, dass ich glaube, dass die Protagonistin aus dem besagten Video 39 Jahre auf die Vorgeschichte um die Baupläne des Todessterns gewartet hat, mit meinen 27 Jahren bin ich dafür ebenfalls zu jung. Aber sie hat darauf gewartet, da bin ich mir sicher. Ob sie jetzt erst seit wenigen Wochen oder seit ihrer Kindheit ein Fan der Filme ist, ist unwichtig. Die Leidenschaft steht im Vordergrund, nicht die Zeit, wie lange man einem Fandom angehörig ist. Und gerade jene Hingabe zum Fandom kann man an ihrem tränenüberströmten Gesicht ablesen.
Ihre Reaktion erinnerte mich selbst an zahlreiche Kinobesuche. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Premiere von „Harry Potter and the Deathly Hallows Part II“. Nach dem Film musste man mich stützend aus dem Kino eskortieren. Oder an „The Hunger Games: Mockingjay Part II“, bei dem ich schluchzend als Katniss verkleidet im Kinosaal saß, als schon alle gegangen waren. Und erst kürzlich weinte ich sogar noch auf dem Weg zum Auto, nachdem wir „Star Wars: The Last Jedi“ gesehen hatten. Aber nicht etwa, weil ich enttäuscht war. Es geschah aus reiner Freude darüber, wie gut mir die Filme gefallen hatten. Im Sonderfall von Panem und Potter natürlich auch, weil damit für mich eine Ära zu Ende ging.

Von Außenstehenden, die mit Fandoms nicht viel anfangen können, erhalte ich oft Reaktionen wie „Das ist doch nur ein Film/Buch, das ist ja gar nicht echt. Kein Grund, dass du so weinst.“ Sie haben keine emotionale Bindung zu dem, was mir persönlich am Herzen liegt. Vielleicht weinen sie, wenn ihre Fußballmannschaft im entscheidenden Spiel den Pokal verpasst oder ihr YouTube-Star eine anregende Geschichte erzählt. Für mich ist das aber nichts anderes. Denn natürlich ist auch Sport eine Art Fandom. Der Unterschied liegt darin, dass es Sportler oder YouTuber wirklich gibt, sie existieren. In einem Film oder einer Serie sind immer auch Schauspieler*innen beteiligt, die in die vorgegebenen Rollen schlüpfen. Literatur entstammt fiktiven Welten, die den Köpfen der Autoren*innen entspringen. Und einige Menschen wollen einfach nicht verstehen, wieso wir über etwas weinen oder uns über etwas freuen, was nicht „echt“ ist. Für uns ist es echt. Und das zählt.


Egal, welche Emotionen Fandoms in uns nun regen, sie liegen uns am Herzen. So sehr, dass wir unsere Haustiere Loki oder Luna nennen, dass wir uns Frisuren wie sie schneiden lassen oder gar in die Kostüme unserer Helden und Heldinnen schlüpfen. Meine Mutter hat mich nicht aus einer Laune heraus Lea genannt. Sie fühlte sich von Leia Organa so beflügelt, dass die Prinzessin und Generälin meine Namensvetterin wurde. Dazu eine kleine Anekdote: Um 1989 und 1990, als für mich ein Name gesucht wurde, hatte sich die deutsche Synchronisation an die Aussprache „Lea“ gehalten.  Heutzutage hört man das „i“ in „Leia“ in den neuen Filmen klarer heraus. Ich hätte durchaus auch konkret eine Leia werden können.

Leidenschaft ist etwas so wichtiges. Bei all dem Stress, den wir haben oder den Ängsten, die uns hinterherjagen, können wir manchmal vergessen, dass uns etwas bleibt, woran wir uns festhalten können. In meinem Fall, und ich bin mir sicher, vielleicht auch in eurem, sind es die Fandoms, die mich aufmuntern. Sie schaffen es, mir Lebensfreude zu geben, mich zu rühren oder mal alles raus zu lassen und hemmungslos zu weinen. Denn das muss auch manchmal sein.


Ich möchte Stefan Servos an der Stelle für das Teilen des Videos „Girl goes crazy watching ending of Rogue One“ danken!

8 Kommentare:

  1. Schöner Beitrag <3
    Auch wenns abgedroschen klingt: Es sind die Begegnung mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.
    Und gesünder für die Kontaktaufnahme mit anderen als "Haste mal Feuer für meine Kippe?" ist "Ah, du trägst nen Zeitumkehrer um den Hals!" oder "Cantina-Band-T-Shirt!!!" allemal xD

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  2. Hallo Lea!

    Vielen Dank für diese wundervolle Kolumne. Ich kann mich in deinen Worten sehr stark wiederfinden und finde es immer sehr bewundernswert, welch schöne Worte du findest. Auch wenn ich persönlich mit Star Wars nichts am Hut habe, kann ich mich mit Fandoms identifizieren. Denn Harry Potter begleitet mich seit meiner Kindheit und auch in meinem Unfeld gibt es Menschen, die nicht nachvollziehen können, warum man so emotional wird. Aussagen wie "Du lebst aber schon noch in der realen Welt?!", sind da für mich vollkommen unverständlich. :)

    Liebe Grüße, Anna (LifeofAnna)

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  3. Huhu!

    Frag mich nicht warum, aber ich bin im Laufe des Jahres irgendwie ein wenig weg von Fandoms. Bin ich früher noch jedes Jahr zur Fedcon gefahren (was sich jedes Male wie eine Heimkehr anfühlte), war Mitglied in diversen Rollenspielgruppen, regelmäßier Besucher von Comicmessen etc und begeisterter Konsument von Fanfictions, ist das heute... Einfach anders. Es war keine bewusste Entscheidung, vielleicht ist es auch einfach, dass ich jetzt über 40 bin und mein Fandom anders auslebe?

    Denn es gibt immer noch Sachen, die mich begeistern, Gott sei dank! Aber das lebe ich inzwischen hauptsächlich über meinen Blog aus, obwohl ich immer noch sehr gerne begeisterte Videos und Blogbeiträge von anderen Fans verfolge.

    Ich gehe nur noch selten ins Kino, aber mir kommen beim Lesen dafür durchaus immer noch ab und an die Tränen. Wenn diese emotionale Verbindung irgendwann nicht mehr da wäre, DAS wäre für mich der Moment, wo ich kein Fan mehr bin.

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.

    LG,
    Mikka

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    1. Hallo Mikka,

      das ist doch nicht schlimm, wenn man da etwas "abdriftet" oder die Fandoms eben anders auslebt. Und so, wie sich das anhört, bist du damit ja auch zufrieden so. :) Das ist das Wichtigste!

      Und danke fürs Verlinken!

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  4. Zum Thema "Das ist doch nicht echt":

    Ich fasse mich da jetzt einmal kurz, aber ich denke, dass Star Wars, Marvel etc. für uns heute sind, was die antike Mythologie für Griechen und Römer war. Auch wenn das "nur" Geschichten sind, behandeln diese doch fundamentale Themen, die die Menschheit seit ihrem Entstehen beschäftigen. Das sind Geschichten, die etwas in unserem Inneren ansprechen und die daher vermutlich wichtiger sind, als man auf den ersten Blick meinen sollte. (Falls Dich diese Thematik interessieren sollte, habe ich da auf meinem Blog etwas in Bezug auf Star wars zu geschrieben.)

    Viele Grüße!

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    1. Hallo Michael,

      das ist ein schöner Vergleich - und sehr treffend, wie ich finde.

      Danke dir!

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