Muss wirklich alles verfilmt werden? | Maria Stuart - Königin von Schottland


Ihr kennt das sicherlich auch: Es gibt so historische Stoffe, die will man unbedingt verfilmt sehen! Auf „Maria Stuart – Königin von Schottland“ habe ich mich deshalb auch sehr gefreut. Ich durfte den Film, der am 17. Januar in die Kinos kommt, kürzlich in der Pressevorschau sehen und möchte euch heute berichten, wie er mir gefallen hat. Darüber hinaus will ich die Frage aufwerfen, ob wirklich alle historischen Stoffe unbedingt verfilmt werden müssen. Was meint ihr?

Für diejenigen, die die Geschichte von Maria Stuart nicht so gut kennen, kommt hier eine kleine Auffrischung: Wir befinden uns in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die Königin von Schottland, Maria Stuart (Saoirse Ronan), kommt nach dem Tod ihres Ehemanns aus Frankreich nach Schottland zurück, um den Thron zu beanspruchen. Jedoch herrscht in Großbritannien zu der Zeit Königin Elisabeth I. (Margot Robbie), die Maria Stuart nicht als rechtmäßige Königin von England und Schottland ansieht – ein Machtkampf beginnt.

Der Film basiert nicht nur auf den historischen Ereignissen, sondern auch auf einem Buch, nämlich auf „Queen of Scots: The True Life of Mary Stuart“ von John Guy. Da ich das Buch nicht kenne, kann ich zur Genauigkeit der Adaption leider keine Auskunft geben. Die historischen Ereignisse wirkten auf mich alle recht akkurat umgesetzt. Ich mochte es außerdem, dass der Film keine Romantisierung der damaligen Zeit vorgenommen hat. Die Brutalität ist ständig greifbar, die Burgen wirken kalt und trist, trotz der Kaminfeuer. So ist das Setting sehr real und auch Kostüm und Maske haben hier einen guten Job gemacht, gerade bei der von Pocken vernarbten Haut von Elisabeth I. Die Kostüme haben mich als Cosplayerin auch direkt zum Nachmachen angeregt und ich habe jetzt nicht übel Lust, selbst eine königliche Garderobe zu schneidern.

Ab zwölf Jahren wird der Film bereits empfohlen. Man sollte sich der Brutalität und der Gewalt der dargestellten Zeit bewusst sein. Auch wenn nie direkt gezeigt wird, wie das Blut so richtig fließt, sind es eher die emotionalen Schocks, die man bei den Szenen stattdessen erleidet. Die sind nicht ohne! Vielmehr habe ich mich jedoch gefragt, ob man in dem Alter überhaupt verstehen kann, was sich im Film abspielt. Hier werden zahlreiche Intrigen gesponnen und es wird quasi im Dauerlauf über Politik geredet. So sehr, dass es mich ziemlich gelangweilt hat. Ich persönlich war mir der Geschichte und des Schicksals von Maria Stuart bewusst. Ich hatte gehofft, der Film würde nicht nur ihr Leben zeigen, sondern darüber hinaus mit mehr punkten. Als Fan der Literaturverfilmungen von Baz Luhrmann beispielsweise hatte ich mich auf schöne Kontraste gefreut, die jedoch ausblieben. „Maria Stuart – Königin von Schottland“ ist in sich geschlossen, ohne in irgendeiner Weise aus dem Rahmen zu fallen.

Mit einer Laufzeit von 124 Minuten muss man das schon mögen. Und nach der ersten Hälfte hab ich mich gefragt: Geht das jetzt die ganze Zeit so weiter mit der reinen Nacherzählung? Tat es. Daher war ich persönlich etwas enttäuscht, dass der Film sich so wenig getraut hat. Dafür wird er Freunde von akkuraten Historiendramen vermutlich eine große Freude bereiten.

In dem Zuge habe ich mich auch gefragt, ob es wirklich sinnig ist, jeden historischen Stoff zu verfilmen. Natürlich kommt es da stark auf die Geschichte an und wie oft sie bereits adaptiert wurde. Maria Stuart kennen wohlmöglich einige noch aus der Schule von Schillers gleichnamigem Drama. Darüber hinaus ist aber zumindest mir nicht viel von ihr in der Literatur oder im Fernsehen begegnet. Im Grunde war es also ganz cool, mal etwas verfilmt zu sehen, was nicht alle Jahre neu aufgelegt wird. Prinzipiell finde ich es auch gut, historische Stoffe zu verfilmen, um Leute näher an die Geschichte zu führen.
Bei „Maria Stuart – Königin von Schottland“ war es aber so, dass ich ihre Geschichte schon aus dem Studium kannte und die erste Szene im Film gleich ihre Enthauptung zeigt. Somit weiß man als Zuschauer_in bereits, worauf es hinausläuft (wenn man mal davon ausgeht, dass man Marias Geschichte nicht kennt).
Grundsätzlich arbeitet sich der Film von Lebensjahr zu Lebensjahr vor. Ich hatte einfach zu viel Hintergrundwissen um die Aufstände der Kirche, Marias Entscheidungen und der Macht von Elisabeth I. – es kam für mich daher keinerlei Spannung auf. Ich habe mich zwar am guten Schauspiel der beiden Hauptdarstellerinnen (und auch David Tennant war klasse als aufständischer Gläubiger) und den Kostümen erfreut, die Story blieb trotzdem trocken.

Allen, die jetzt möglicherweise etwas betrübt sind, möchte ich dennoch den Soundtrack von Max Richter ans Herz legen. Die Musik passt wirklich sehr schön zum Film und inspiriert beim Schreiben (wie zum Beispiel dieses Textes) enorm.

Im Großen und Ganzen würde ich den Film aber nur empfehlen, wenn man sowieso schon Fan von historischen Dramen ist und noch nicht so viel über Maria Stuart weiß. Ich bin in erster Linie wegen der Hauptdarstellerinnen ins Kino gegangen, die mich nicht enttäuscht haben (auch wenn vor allem Margot Robbie etwas dick aufgetragen hat).

Was meint ihr: Welche historischen Stoffe sollten noch verfilmt werden?


Fotos © 2018 Universal
Vielen Dank für die Pressevorführung!

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